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Kleingärtnerverein Hermann Duncker e.V.

 
 
 
 

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KLEINGARTENGESTALTUNG - ZEITSPIEGEL

Der Kleingarten ist in unserem Alltag, der geprägt ist von Vorruhestand und Arbeitslosigkeit auf der einen Seite und Stress, Leistungsdruck und Katastrophenmeldungen auf der anderen Seite ein Stück Natur, in dem wir uns selbst verwirklichen können. Wir können ausspannen und Kraft schöpfen, wir können uns ein Stück Lebensfreude schaffen und dem Leben einen Sinn bewahren. In der Gemeinschaft einer Kleingartenanlage kann sich jeder nach seinen Leistungen und Fähigkeiten einbringen und selbst verwirklichen.

Dieses Stück Glück und Lebensfreude zu bewahren ist unser Anliegen.


KLEINGARTENGESTALTUNG

Kleingärten im Spiegel der Zeit Ihre Kleingartenplanung ist abhängig von den örtlichen Gegebenheiten wie: Gartengrundriss, Grundstücksmasse, Laubenstandort, Lage in der Kolonie, Pforte, Himmelsrichtung und Baumbestand. Erstellen Sie Ihre Planung entsprechend Ihren individuellen Wünschen und Vorstellungen, abgestimmt auf die örtlichen Gegebenheiten und kleingärtnerischen Mindestanforderungen und stimmen Sie sich mit dem Vereinsvorstand vorher ab. Die Gestaltung der
Kleingärten im Spiegel der Zeit ist sehr unterschiedlich .

Was können Sie in Vielfalt Ihres Gartens einbringen?
Gartenlaube mit Türen, Fenstern, Sitzplätzen, Dachüberständen; Sitzbänke; Sonnenuhren; Pflanztröge; Gartenwege und Einfassungen ; Rankgerüste und Windschutzwände; Spielflächen und Spielgeräte; Gartenteich; Kompostplatz; Gewächshäuser; Frühbeet; Obstbäume; Beerenobst; Rasenflächen; Blumenbeete und Rabatten; Vogeltränken; Ziergehölze


Das Ziel ist eine Sensibilisierung der Kleingärtner auf die Einhaltung von gesetzlichen Mindestanforderungen vor dem Hintergrund kommunale Gebührenplanungen voreilend zu mildern. Nicht alles was in einem GartenCenter eines Baumarktes gibt ist Kleingarten-konform !!

Mindestanforderungen bei der Kleingartengestaltung:

- Ein Drittel der Fläche kleingärtnerische Nutzung mit Obst- und Gemüseanbau,
- Eigenkompostierung,
- Eine Gartenlaube in einfacher Bauweise, darin eingeschlossen die Unterbringung von Gartengeräten
  und Toiletteneinrichtung;
- Die maximal überdachte Fläche (Laube und Freisitz) beträgt 24 qm Grundfläche, das ist teilweise
  örtlich weiter eingeschränkt.


Kinder im Kleingarten

Kinder im Kleingarten Die Natur "begreifen" Was ist Leben ? Wo findet es statt ? Wie kann es gemeistert werden ?
Dies sind Fragen, zu deren Lösung nicht nur die betroffenen Eltern und Erzieher beitragen sollen, sondern sich die ganze Gesellschaft beteiligen müsste. Bei der Gestaltung der Kleingartenanlage soll für die Kinder der Vereinsmitglieder und die Kinder des Wohnumfeldes eine Möglichkeit der Beschäftigung und der Mitgestaltung geboten werden.
Die Natur unter der Anleitung der Erwachsenen begreifen lernen vermittelt Naturverbundenheit und den Anspruch die Natur zu erhalten und zu schützen.

Möglichkeiten kindgerechter Betätungselemente:
- Totholzhaufen und Totholzhecken als Unterschlupf für allerlei Getier
- Naturbeobachtungen, Kann man Regenwürmer hören?
- Fensterbank-Gewächshäuser
- selbst herangezogene Blumen
- Experimentierbeete, Kinder-Gemüsebeete
- Kräutergärten, Hochbeete
- Duftbeete z.B. mit Maggikraut, Zitronenmelisse, Thymian, Maioran - Kopfschmuck basteln,
- Kinderfeste feiern
- Obst- und Gemüse frisch essen, Kartoffelfeuer,
- Spielecken, Spielgeräte

Der Schutz und die Erhaltung der Umwelt sind Erziehungsziele, bei denen die Jugendlichen zur Verantwortung für die Erhaltung der natürlichen Grundlagen erzogen werden sollen. Aber wo und wie ?

Naturerlebnisse im der Öffentlichkeit lassen sich schaffen durch:

- Patenschaften mit Schulen z.B. beim Schulgartenunterricht
- Zusammenarbeit mit Kindertagesstätten
- rollstuhlgerechte und behindertengerechte Gartenplanung
- Lehrpfade und Versuchsgärten
- Projektgruppen und Arbeitsgemeinschaften
- Unterstützung für benachbarte Schulgärten


Obstbäume im Kleingarten

Obstbäume im Kleingarten
Obstbäume sollten im Kleingarten nur als Halbstamm eingesetzt werden, da höhere Baumarten einen zu großen Platzbedarf haben und Pflanz- und Grenzabstände meist unterschritten werden.
Bei der Sortenwahl steht neben den örtlichen Bedingungen, die Resistenz gegen Krankheiten und die Anfälligkeit gegen Schädlingen an vorrangiger Stelle.

Nachbauverträglichkeit von Obstarten
Besonders bei der Neugestaltung der Kleingärten, bei Fällen kranker oder überalterter Obstbäume ist die Wahl der neuen Obstart von der vorherigen Obstart abhängig.

Obstbäume bieten uns:
- Früchte mit wertvollen Inhaltsstoffen, Vitaminen und Spurenelementen
- Schatten für die Sitzecke und Pflanzen
- Nistmöglichkeiten für Vögel
- Bienen-, Vogel-, Wildfutter
- Spielmöglichkeiten für unsere Kinder, Kirchkernwettspucken ...


Tiere im Kleingarten

Tiere im Kleingarten
Der Kreislauf zwischen Pflanzen und Tieren stellt sich von selbst ein. Mit etwas Geduld lassen sich diese vielfältigen Zusammenspiele beobachten. Wir kennen Sie, die Insekten, Schmetterlinge, Ungeziefer, Wühlmäuse, Maulwürfe und Singvögel. Aber kennen Sie auch Teichmolche, Wasserinsekten, Taumelkäfer, Libellen, Wasserläufer, Stichlinge, Erdkröten, Bienen, Wespen, Hornissen, Gelbrandkäfer,...

Neben Gartenschläfer gehören auch Siebenschläfer, Spitzmäuse, Igel in Ihren Garten. Die Larven der Florfliegen sind als Blattlausräuber bekannt. Auch Schildläuse und kleine Insekten, Insekteneier aber auch Milben z.B. Spinnmilben stehen auf dem Speisezettel.

Wir erkennen, Schädlingsbekämpfung findet auch ohne uns statt.
Unterbrechen wir den Kreislauf nicht unnütz mit Gift aus der Dose !


Der Gemüsegarten

Der Gemüsegarten
Im Kleingartenwesen ist der Obst- und Gemüseanbau vertragliche Pflicht. Dabei sind langweilig grüne Gemüsebeete längst passé - und der Anbau und die Pflege der vitaminreichen Köstlichkeiten nehmen bei einer geschickten Beetgestaltung weniger Zeit und Mühe in Anspruch als angenommen.

Lassen Sie sich inspirieren:
Kleiner Küchengarten - dekorativ und essbar zugleich

Damit das Gemüse- und Kräuterbeet auf Dauer ein attraktiver Anblick bleibt, sollten Sie von Anfang an neben kurzlebigen, einjährigen Kulturen auch mehrjährige Arten berücksichtigen. Mit einer Umrahmung aus immergrünem Buchs und einem Beerenobst-Hochstammchen als fruchtigen Mittelpunkt behält die Bepflanzung auch im Winter eine tolle Figur.

Der Gemüsegarten
Bepflanzungsvorschlag:
1 Rosmarien (nur bedingt frosthart)
2 Buchs
3 Petersilie
4 (Monats-) Erdbeeren
5 Tomaten
6 Johannisbeer-Hochstämmchen
7 Ringelblumen
8 Schnittlauch
9 Lavendel
10 Salat
11 Oregano
12 Thymian
13 Salbei


Lauben im Kleingarten

Lauben im Kleingarten
Die blau - violetten Blütentrauben des Blauregens verleihen der Gartenlaube mediterranes Flair. Gleichzeitig bietet sein Blätterdach einen idealen Sicht- und Sonnenschutz für den Sitzplatz neben der Laube - hier kann man die Seele baumeln lassen und sich vom Alltagsstress erholen, auch ohne ans Mittelmeer zu fahren.

Für die Laube im Kleingarten ist eine einfache Ausführung vorgesehen, die alles zum Kleingärtnern nötige beherbergt, Gartengeräte, Toilette, Aufenthaltsmöglichkeit. Die kleingartenrechtlich notwendigen Regelungen bilden einen weit gesteckten Rahmen für unsere individuellen Ideen und Wünsche. Stimmen Sie sich auf jedem Falle vor Baubeginn mit Ihrem Vereinsvorstand ab.

Kein Garten gleicht dem anderen - das macht den Reiz von Kleingartenanlagen aus.


Der Kräutergarten

Der Kräutergarten
Eine Kräuterspirale ist ein wertvolles Kleinbiotop im Kleingarten. Sie bietet einmal auf einer Pflanzfläche von rund zwei Quadratmetern genügend Anbaufläche für rund 20 Kräuter und man schafft Unterkünfte, Rückzugsgebiete und Überwinterungsmöglichkeiten für Nützlinge im Kleingarten.

Die Bepflanzung kann von unten nach oben wie folgt aussehen:
Brunnenkresse, Perlzwiebeln, Schnittlauch, Zwiebelschoten, Schnittsellerie, Kerbel, Petersilie, Minze, Pimpinelle, Salbei, Ysop, Bohnenkraut winterhart, Zitronenthymian, Majoran, Oregano, Basilikum, Thymian, Salbei, Zitronenmelisse, Rosmarin

Petersilie und Salbei wachsen auch dekorativ am Wegrand und sind so problemlos zu erreichen. Lässt man die dekorativen Blütendolden des Dills aussamen, verbreitet er sich überall im Garten. Damit Petersilie gesund bleibt, bekommt sie jedes Jahr einen neuen Platz.

Variationen gibt es viele, lassen Sie sich inspirieren.


Beerenobst im Kleingarten

Beerenobst
Obst wird heute im Kleingarten wegen seiner Geschmacksnuancen und seiner Unbelastetheit geschätzt. Aber nicht nur für uns Menschen hat das Obst eine entsprechende Bedeutung, sondern gerade auf dem Gebiet des Umwelt- und Naturschutzes wird der Obstanbau in seiner Vielfalt im Kleingarten benötigt.

Heimische Beerensorten für den Kleingarten:
Weinreben, Erdbeere, Himbeere, Johannisbeere, Stachelbeere, Brombeere

Wegen ihrer Größe für die Gemeinschaftsanlagen geeignete Beeren- und Obstgehölze:
Holunder, Sanddorn, Nüsse, Apfelbeere, Eberesche, Mispel, Kornelkirsche

Vielfältiger Nutzen:
- Spalierobst passt sich in der Größe gut im Kleingarten ein
- Kletterobst, wie Weinreben dienen als Schattenspender oder Mauerschutz
- Nistmöglichkeiten für Vögel
- Nahrungsquelle vieler Insekten, besonderes Wildbienen und Hummeln


Kleiner Gartenteich

Kleiner Gartenteich
Wenn auch nicht so viele Libellen herumfliegen, Schmetterlinge flattern oder Frösche ins Wasser hüpfen, eine Bereicherung der Natur ist ein Gartenteich immer.
Im Einklang mit den örtlich unterschiedlichen Richtlinien über die Größenverhältnisse der Gartenteiche lassen sich nützliche individuelle Biotope im Kleingarten einbringen.

Das Erscheinungsbild unserer Gartenteiche wird eindeutig durch die dort wachsenden Pflanzen bestimmt. Sachverstand, Vernunft und Selbstbeherrschung können Gartenteiche davor bewahren, überfrachtete und verfremdete Pflanzengesellschaften zur Schau zu stellen.

An untertauchenden Pflanzen sind von Bedeutung:
Tausendblatt, Wasserpest, Hornkraut, Wasserfeder, Wasserhahnenfuss, Krebsschere, Wasserstern

Zu den heimischen Schwimmblattpflanzen zählen:
Weiße Seerose, Teichrose, Seekanne, Froschbiss, Wasserlinsen, Laichkräuter

Uferpflanzen:
Zwergbinsen, Schmalblättriges Wollgras, Gemeine Sumpfsimse, Fieberklee, Tannenwedel, Wasserminze, Bachbunge, Sumpfvergissmeinnicht, Kuckuckslichtnelke, Pfennigkraut, Sumpfschwertlilie, Wiesenschwertlilie, Blutweiderich Mädesüss, Gemeine Wasserdost, Zottige Weidenröschen


Mitgestalten im Verein

Mitgestalten im Verein
Die Kleingartenanlagen erfüllen wichtige gesellschaftliche Aufgaben. Kleingartenanlagen sind Biotope und Ruhezonen im innerstädtischen Bereich. Für die Kommunen sind die Flächen der Kleingartenanlagen ein wesentlicher Teil der öffentlichen Grünanlagen.

Für uns Menschen bieten Kleingartenanlagen neben der Möglichkeit Natur selber zu gestalten auch gute Kontaktmöglichkeiten. Das klassische Gespräch über den Gartenzaun wird immer gern genutzt.

Gesellschaftlich benachteiligte Menschen, sei es durch Behinderung, Arbeitslosigkeit, Krankheit, gestörte Familienverhältnisse, ... die ganze Palette gesellschaftlicher Einflüsse offenbart sich in Kleingärtnerorganisationen ... , finden wieder ihren Platz in der Gesellschaft.
Die ehrenamtliche Verwaltung der Kleingärtnervereine bietet jedem genügend Möglichkeiten sich gesellschaftlich einzubringen und das Vereinsleben mitzugestalten.

Was können Sie alles im Verein bewegen und gestalten:
- Übernahme einer Aufgabe im Vorstand
- Teilnahme an Gemeinschaftsarbeiten
- Lebenserfahrungen und fachliches Wissen anderen Vereinsmitgliedern vermitteln
- Mitgestaltung von Vereinsfeierlichkeiten
- Gestaltung eines abwechslungsreichen Vereinslebens
- Mitarbeiten an Chroniken und Vereinsgeschichte
- Arbeit mit Kindern und Jugendlichen
- Betreuung von Patenschaften z.B. benachbarter Schulen beim Schulgartenunterricht
- Leitung von Arbeitsgruppen im Verein
- Öffentlichkeitsarbeit im kommunalen Umfeld
- Betreuung kranker und behinderter Gartenfreunde ...


Kompost im Kleingarten

Kompost im Kleingarten
Die Kompostierung im eigenen Garten leistet einen wesentlichen Beitrag zur Verwertung pflanzlicher Abfälle, da hierbei erhebliche Mengen organischer Reststoffe ohne großen finanziellen Aufwand verarbeitet und auf kleinsten Raum in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden können. Die Eigenkompostierung ist somit ein aktiver Beitrag zum Umweltschutz, was angesichts wachsender Müllberge immer wichtiger wird.

Holzbehälter fügen sich meist gut in das Gartenbild ein. Damit sie nicht zu schnell verrotten, sollten sie aus schwer verrottbaren Holzarten z.B. Lärche bestehen.

Die Pflicht zur eigenständigen Kompostierung in den Parzellen wird mit kostenfrei selbst gewonnener Komposterde belohnt. Die Qualität und der Inhalt des Kompost ist dabei selbst bestimmbar. Für die Natur bedeutet es weitgehend Ersatz von Torf im Kleingarten.


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ZEITSPIEGEL

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts dienten Kleingärten der Erzeugung von Nahrungsmitteln  
Kleingärten sind Nutzgärten – das ist ihre ursprüngliche Funktion, das ist – über das Bundeskleingartengesetz hinaus – auch heute noch ihre eigentliche Daseinsberechtigung. Ohne Obst- und Gemüseanbau keine Kleingärten, Punkt.

Es gibt die Urangst des Vereinsvorstandes, der Pächter könnte Lücken in der Gartenordnung entdecken, die ihm unkontrolliertes Gestalten ermöglichen, und den genauso archaischen Ehrgeiz der „Gärtner“, eben diese Lücken zu finden und auszunutzen, frei nach dem Motto: „Was nicht verboten ist, ist erlaubt!“.

Die Vielfalt der Gartengestaltung ist kein „Teufelswerk“, sondern ein notwendiger Teil der Kleingartenkultur und ein Qualitäts- und Alleinstellungsmerkmal, ja noch mehr: Sie ist einer der Schlüssel zum Erfolg einer Kleingartenanlage.

Der Anfang – Kleingarten als Nutzgarten

Die ersten Kleingärten bestanden aus einem Stück Land, urbar gemacht, umzäunt, mit schmalem Weg, wenn man es luxuriös wollte noch mit einem Geräteschuppen oder vielleicht einer Wasserstelle. Der Zweck: Obst- und Gemüseanbau, Nahrungsmittel erzeugen, Hunger stillen und sonst gar nichts. Gestaltung interessierte damals, an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert niemanden, man hatte andere Probleme.

Deshalb die Urform des Kleingartens: ein rechteckiger Grundriss, mittiger Weg, seitlich angelagerte Beete und im Hintergrund des Grundstückes ein Plätzchen für den kurzfristigen Aufenthalt – das war einfach herzustellen und erfüllte mit minimalem Aufwand alle notwendigen Funktionen. Die beiden Weltkriege trugen dann auch nicht dazu bei, dass sich bei der Ausgestaltung der Kleingärten eine besondere Raffinesse hätte entfalten können – vorderstes Ziel war und blieb die preiswerte Erzeugung von Nahrungsmitteln.

Die 50er und 60er Jahre – Verfeinerung des Nutzgartenprinzips

Klassischer Nutzgarten der 50er und 60er Jahre
Erst in den beiden Jahrzehnten nach dem zweiten Weltkrieg wurden die Kleingärten luxuriöser – ohne dass das Nutzgartenprinzip gänzlich aufgegeben wurde. Das heißt, nach wie vor dominierte der rechteckige Grundriss und eine am rechten Winkel ausgerichtete Gestaltungsgeometrie. Die Raumeinheiten differenzierte sich jedoch und es entstanden Nischen für spezielle Inhalte – etwa für Staudenbeete, Wasserbecken, Kunstgegenstände und – ja auch für Gartenzwerge. Obst und Gemüse hielten sich nach wie vor an den ordentlichen Rahmen, die Pflanzen standen in Reih und Glied. Insgesamt war dieser verfeinerte Nutzgarten ein Musterbeispiel an Effizienz und Raumausnutzung und gilt deshalb auch heute noch in vielen Vereinen als Idealbild eines typischen Kleingartens.

Die 70er und 80er Jahre – Kleingarten als Ökogarten

Die Öko-Bewegung der 70er Jahre brachten das tradierte Bild eines Gartens gehörig durcheinander: Auf einmal sollte nicht mehr der aufgeräumte, sauber gepflegte und ordentlich bewirtschaftet Garten das Ideal sein, sondern ein am Vorbild der Natur orientiertes, kontrolliertes Chaos (zumindest empfanden das die Traditionalisten so). Der Gärtner sollte demnach die Pflanzen gewähren lassen , anstatt sie zu züchtigen, in freier Anordnung pflanzen und nicht wie zuvor im Raster, er sollte Brennnesseln und Giersch nicht mehr als Feinde, sondern als Freunde akzeptieren, Pflanzenschutzmittelpackungen in die hinterste Ecke seiner Laube verbannen und nur noch mit den natürlichen Zersetzungsprodukten des Komposthaufens düngen.

Diese neue und unerhörte Philosophie beschränkte sich nicht nur auf die Nutzung des Gartens, sondern manifestierte sich auch und vor allem in der Gestaltung. Weiche, runde Formen waren auf einmal angesagt, verschlungene Wege, organische, unregelmäßige geformte Beete und Naturmaterialien wie Ziegel und Holz statt Beton und Bitumen. Reisighaufen für die Igel und Echsen sollten in allen Winkeln des Gartens angelegt werden, statt zehnmal pro Saison sollte der Rasen nur noch einmal gemäht werden, damit er möglichst arten- und blütenreich sei, und natürlich galt es, Biotope zu schaffen: Teiche, Trockenmauern und die in den Ästen der Gehölze beheimateten Nisthilfen.

Das Leitbild des ökologischen Gartens stößt nach wie vor bei vielen Vorständen auf Skepsis und Unbehagen: zu nahe stehen sich der ökologische und der verwahrloste Garten. Ist die 40 cm hoch stehende , löwenzahndominierte Wiese ein artenreiches Biotop, oder war der Pächter nur zu bequem zum Mähen? Mit anderen Worten: Sollte man den Pächter abmahnen oder im nächsten Kleingartenwettbewerb auszeichnen?

Das neue Jahrtausend – Kleingarten als Wellnessgarten

Das Jahr 2000 kam, und nichts passierte (nicht einmal die vereinigte „Computerschaft“ dieser Erde kollabierte wie vorausgesagt), aber zurück blieb eine gewisse Empfänglichkeit für „weiche“ Themen, eine Hinwendung zum Menschen und zu sich selbst: Glauben und Esoterik, Naturheilkunde und Wahrsagen, Yoga und Meditieren, Ayurveda und Tai-Bo, Fitness und Sport, gesunde Ernährung und Fasten – die große Zeit der Wellness begann.

Natürlich konnte diese Bewegung auch am Garten nicht folgenlos vorüberziehen und so entstanden Feng-Shui-Gärten, geometrische Gärten, Sinnesgärten, Duft- und Schmeckgärten, Zauber- und Hexengärten, Liebesgärten und Paradiesgärten, und all das war neu und aufregend. Die Bewegung ist inzwischen auch in den Kleingärten angekommen. Sie erlaubt neue, interessante Formenspiele mit Kreisen, Ellipsen und Parabeln, führt fernöstliche Pflanzen wie Bambus in die Gärten ein (Geht das mit unserer Gartenordnung?), spielt mit ungewöhnlichen Materialien (Glas, Metall, Stoffgewebe) oder bereichert unsere Anlagen mit ungewohnten Accessoires wie Windpfeifen, Wasserwippen, Gebetsfahnen. Selbst das gute alte Gemüsebeet kann als esoterisch angehauchte Gemüsespirale wiedergeboren werden.
Auch, wenn das nicht jedermanns Sache ist und für die meisten Kleingärtner und Vereinsvorstände fremd erscheint, ignorieren kann man die neue Bewegung jedenfalls nicht, sie ist im vollen Gange.

Was bedeutet Gartenplanung heute?

Gartenplanung heute bedeutet ein riesiges Arsenal an Formen, Materialien und Gestaltungsmitteln aus allen Epochen unserer Zivilisation, die frei kombinierbar sind und mit denen höchst individuelle und originelle Gärten angelegt werden können. Die möglichen Gartenbilder sind (fast) alle mit unseren Gartenordnungen in Einklang zu bringen.

Beispiel: Die BUGA-Kleingartenanlage

Übersichtsplan BUGA-Gartenanlage 2005 München
Neue Ideen für junge Leute braucht das Kleingartenwesen angesichts gesellschaftlicher und demografischer Entwicklungsprozesse dringender als alles andere. Die Bundesgartenschau 2005 in München hat eine Kleingartenanlage mit 19 Parzellen hervorgebracht, deren Entstehungsgeschichte so unglücklich wie erstaunlich ist und die eigentlich keine Chance hatte, irgendeinen Beitrag zur Diskussion der Kleingartengestaltung zu leisten. Dennoch ist es den Beteiligten – durch viel Engagement und eine gehörige Portion positives Denken – gelungen, eine Anlage zu konzipieren, die Denkanstöße für die Zukunft des Kleingartenwesens zu formulieren vermag und die von den Besuchern der BUGA nicht nur weitgehend positiv aufgenommen wurde, sondern die auch im Brennpunkt der öffentlichen Diskussion stand.

Grundgedanke der BUGA-Kleingartenanlage war es, die drei wichtigsten der oben beschriebenen Gestaltungskategorien für (Klein-)Gärten real baulich umzusetzen und den Besuchern zu präsentieren;
- den Kleingarten als Nutzgarten (gelb)
- den Kleingarten als Ökogarten (grün)
- den Kleingarten als Wellnessgarten (blau)

Vogelperspektive BUGA-Gartenanlage 2005 München im Bau
Wichtig dabei: Die Gärten waren – wie sie auch angelegt sein mochten – immer Nutzgärten; ihre Gestaltung wurde mit dem Gartenreferat der Stadt München abgestimmt und entspricht sowohl dem Bundeskleingartengesetz als auch der Münchner Gartenordnung!

Nutzgarten
Der Nutzgartentypus konnte historisch, klassisch oder modern interpretiert werden.

Ökogarten
Als typische Elemente für alle Ökogärten konnten Trockenbiotope (z.B. Trockenmauern) vereinbart werden.

Wellnessgarten
Am prägnantesten ist ein Feng-Shui-Garten, an dessen eingängiger Grundform einer „Gemüsespirale“ ausgerichtet sich ein gelassenes, in sich ruhendes Gartenbild mit schönen Details entwickelten.

Ausblick: Wohin geht es?

Der Feng-Shui-Garten der BUGA-Gartenanlage München 2005
Die neuen Kleingartenanlagen werden nicht wie die alten sein, weil die jungen Leute nicht sind wie die alten. Sicher aber ist: Das Kleingartenwesen hat eine Zukunft, weil die Grundidee gut ist und weil sie wandlungsfähig ist. Wir müssen diese Wandlung fördern, Trends für die Zukunft gibt es genügend.



Am Horizont sehen die Propheten unter anderem dämmern:

- Garten-Cocooning (das Sich-Zurückziehen in die eigene Gartenwelt)
- Themengärten (der weiße Garten, der mediterrane Garten)
- Ethnische Gärten
- Generationengärten
- Soziale Gärten
- Gesundheitsgärten
- Futuristische Gärten

Wie man sieht: Es bleibt spannend.

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